Der Charakter einer Gemeinde spiegelt sich in der Wahl ihrer Straßenbezeichnungen. Bad Tatzmannsdorf legte in dieser Beziehung in der Vergangenheit eine zwiespältige Haltung an den Tag. Zum einen wurde versucht, alte Straßennamen und historische, mit der Ortsgeschichte in Verbindung stehende Persönlichkeiten ins Gedächtnis zu rufen, andererseits vergab man aber auch neutrale Namen, wie etwa jene von Bäumen.
Um Material für künftige Straßenbenennungen zu liefern, arbeitete Mag. Gert Polster für unseren Verein eine Liste von Namen aus, die für die Ortsgeschichte wichtige Adelsgeschlechter und Persönlichkeiten sowie alte Riedbezeichnungen beinhaltet. Bei den Riedbezeichnungen hat er sich am Ortsplan von 1858 orientiert (siehe unten; "TARCSAI HATÁR TÉRKÉPE" bedeutet "Karte der Tatzmannsdorfer Ortsgrenzen".)
Ortsplan von Josef Márton, 1858, mit Riedbezeichnungen
Nach Absegnung dieser Liste im Verein wurde sie an den Gemeinderat weitergeleitet, der sie als Grundlage für allfällige weitere Straßenbenennungen annahm. Künftig wird jeweils aus einem Dreiervorschlag, der auf der Basis dieses Verzeichnisses erstellt wird, ausgewählt werden.
Die Benennung der ersten Gassen, Straßen und Plätze in Bad Tatzmannsdorf ist in der Zwischenzeit bereits nach der neuen Regelung erfolgt. Zusatzschilder neben den Bezeichnungen sollen weitere Informationen liefern, die Aufschluss über die Herkunft der Namen geben.
Die neuen Bezeichnungen sind ein erfreulicher Fortschritt in kulturhistorischer Sicht. Namen von alten Adelsgeschlechtern mit Bezug zu unserem Ort (z. B. Desö, Königsberger, Tarrody), von Persönlichkeiten wie dem berühmten Jormannsdorfer Buchdrucker Trattner ("Trattnerhof" in Wien) werden aus der Vergessenheit zurückgeholt und bald in Gassen-, Straßen- oder Platzbezeichnungen verewigt sein.
Ebenso werden alte lokale Flur- und Riednamen, die längst nur mehr den älteren Tatzmannsdorfern geläufig waren, für Wege-, Gassen- und Straßenbenennungen herangezogen und so für die Nachwelt bewahrt.
Auf Anregung und Vorschlag unseres Vereins wurden zwei Plätze nach unseren beiden großen Künstlern benannt, dem Schriftsteller Franz Karl Franchy und dem Komponisten Arnold Röhrling.
Bürgermeister Ernst Karner (links) übergibt die Tafeln an Obmann Herbert Rehling
Franz-Karl-Franchy-Platz nahe dem Elternhaus des Dichters
Arnold-Röhrling-Platz nahe dem Elternhaus des Komponisten (2. Haus von links)