Arnold Röhrling
(1893 - 1974)

Biographie

Arnold Röhrling


Zur Welt kam Arnold Röhrling am 28. Mai 1893 in Hainfeld, Niederösterreich, als Sohn der Bad Tatzmannsdorferin Johanna Röhrling, die dort im Dienst der Baronin Reinfeld stand.

Er absolvierte sein Mittelschulstudium in Mödling und danach Hochschulstudien in Halle a. d. Saale (Landwirtschaft). Klavierunterricht nahm er bei Prof. Rahlwes in Leipzig und bei Prof. Hofmann in Wien; Komposition studierte er kurze Zeit bei Max Reger und dann bei Joseph Marx.

Am ersten Weltkrieg nahm Arnold Röhrling als einfacher Soldat teil. Nach dem Krieg war Arnold Röhrling Beamter im Kriegsministerium, später bei der Verkehrsbank. 1920/21 legte er dort die Bankprüfung ab, wurde jedoch in den Krisenjahren als Bankbeamter entlassen.

Arnold Röhrling trat ab 1928/29 mit Kompositionsabenden an die Öffentlichkeit. "Arnold Röhrling, ein junger burgenländischer Tonkünstler, Schüler von Joseph Marx, ein echtes Talent, das Beachtung und Förderung verdient", so urteilte 1928 die "Reichspost". Bei Prof. Dr. Joseph Marx nahm er 7 Jahre Privatunterricht (1921 - 1928) in Kompositionslehre und erteilte auch selbst Klavierunterricht.

Der Rundfunk befasste sich früh mit dem Schaffen Röhrlings. Beispielsweise gab es am 30. März 1931, anlässlich der 10-jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich, ein Festkonzert im Großen Musikvereinssaal in Wien unter dem Ehrenschutz des Landeshauptmannes für das Burgenland, Anton Schreiner. Dieses Konzert wurde auch vom Rundfunk übertragen.
Die Zeitschrift "Radio Wien" brachte im Heft 51, Jg. 9/1933, einen ganzseitigen Artikel über Arnold Röhrling.

Bis 1935 brachte es der damals 42-jährige Tonsetzer auf mehr als 100 Werke aller Art. "Arnold Röhrling ist Lyriker mit einem unerschöpflichen Gefühlsreichtum", so beschrieb ihn ein fachmännischer Zeitgenosse.

Während des Zweiten Weltkrieges, von 1940 bis 1943, versah Arnold Röhrling Wehrdienst bei der Luftwaffe (Dienstgrad Oberleutnant). 1942 war er in Paris stationiert. In dieser Zeit hatte er regen Briefwechsel mit seinem ehemaligen Lehrer, Hofrat Prof. Dr. h.c. Joseph Marx.

Hier ein typischer Brief:

Paris, 3.4.1942

Hochverehrter und lieber Herr Hofrat!

Ich bedaure es sehr, nicht persönlich bei Ihrem Geburtstag am 11. d. anwesend zu sein und Ihnen meine allerherzlichsten und aufrichtigsten Wünsche für das kommende Jahr übermitteln zu können. Nun mache ich dies auf diesem Wege und hoffe, dass Sie lieber Herr Hofrat auch das neue Lebensjahr in bester Gesundheit und schaffensfreudig beginnen und vollenden mögen. Ich habe mir erlaubt, Ihnen ein kl. Geburtstagsgeschenk in Form einer Flasche noch guten und echten Cognac (von mir daselbst gekauft) durch meine liebe Frau übermitteln zu lassen. Sie werden die Flasche durch sie erhalten. Ich möchte ja gerne beim Festkonzert sein, aber um diese Zeit bin ich vielleicht schon auf dem Wege nach Russland. Seit einigen Tagen bin ich zu einer Marscheinheit versetzt; allerdings ist das Abfahrtsignal noch nicht da. Na, wir werden ja sehen. Nun nochmals alles Gute und beste Grüße von Ihrem sehr ergebenen

Arnold Röhrling

Im Jahr 1928 wurde der "Arnold Röhrling - Verband" ins Leben gerufen. Einer der Mitbegründer dieses Verbandes zur Förderung des begabten Sohnes unserer Gemeinde war der Tatzmannsdorfer Lehrer Heinrich Eigenbauer.

Arnold Röhrling war von 1943 bis 1963 Leiter der Musikschule im 3. Wiener Gemeindebezirk, einer Zweigstelle des Konservatoriums der Stadt Wien. Im Jahr 1945 beschäftigte er sich ehrenamtlich mit dem Aufbau der Musikschulen des Burgenlandes im Rahmen des Volksbildungswerkes. Nach 1963 widmete er sich nur noch der Komposition.

Noch als Pensionist war er an den Landesmusikschulen Eisenstadt und Oberwart tätig. Als Musikkritiker für eine Reihe von Zeitungen war Arnold Röhrling sehr gefragt.

Am 16. Oktober 1952 wurde Arnold Röhrling durch den Bundespräsidenten der Titel "Professor" verliehen. Am 28. Mai 1963 bekam Professor Arnold Röhrling das Große Ehrenzeichen des Burgenlandes.

Arnold Röhrling, Widmung


Arnold Röhrling war bekannt als geistreicher und humorvoller Mensch, der oft auch zu harmlosen Späßen aufgelegt war.

Offenbar aus einer heiteren Laune heraus entstand die abgebildete Widmung für Ignaz Neiser vom 4. August 1953. Sie enthält einige Takte aus der "Burgenländischen Suite" von Arnold Röhrling sowie einige Zeilen zur "Erinnerung an einen gemütlichen Abend".

Mit dem Bad Tatzmannsdorfer Schriftsteller und Dramatiker Franz Karl Franchy verband Arnold Röhrling seit den 1920er Jahren eine innige Freundschaft. Sie verbrachten zusammen viele freie Stunden, nicht nur in Wien, wo beide lange Zeit wohnten, sondern immer wieder auch in ihrem Heimatort Bad Tatzmannsdorf.

Verheiratet war Arnold Röhrling mit der Wienerin Luise Müller. Die Ehe blieb kinderlos.

Das Ehepaar wohnte teils in seiner Wiener Wohnung im 1. Bezirk, Mahlerstraße 5, und teils in Arnolds Elternhaus in Bad Tatzmannsdorf.

Arnold Röhrling starb am 24. Jänner 1974 und wurde am Ortsfriedhof seiner Heimatgemeinde Bad Tatzmannsdorf beigesetzt.

Grab von Arnold Röhrling

Grab von Arnold Röhrling auf dem Tatzmannsdofer Ortsfriedhof


Werke

Hier eine kleine Auswahl aus den Werken von Arnold Röhrling:

Die Traumbuche

Ein besonders interessantes und richtungsweisendes Werk Röhrlings ist die "Traumbuche". Das Werk wurde am 18. November 1937 im Schubertsaal des Wiener Konzerthauses von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker uraufgeführt: Ernst Moravec, Violine - Leopold Vlach, Bassklarinette - Hans Kamesch, Oboe - Rudolf Streng, Bratsche - Arnold Röhrling, Klavier.

Leider wurde das Werk während eines Bombenangriffes auf die Wiener Staatsoper vernichtet. Der Komponist hat aufgrund von Manuskriptunterlagen die Musik rekonstruiert. Diese Rekonstruktionsarbeit wurde am 25. Oktober 1953 im selben Saal (Schubertsaal des Wiener Konzerthauses) wieder aufgeführt.

In der "Traumbuche" sind es Instrumente, die agieren, keine Sänger! Also eine Oper ohne Worte; mit einem Vorspiel und drei Akten nach dem gleichnamigen Märchen von Richard Volkmann-Leander, frei nacherzählt von Rudolf Theumer. Dieses Werk ist einmalig in der Musikgeschichte: Keine Kammeroper, wie sie in früheren Jahrhunderten bei festlichen Anlässen an Fürstenhöfen aufgeführt wurden, sondern kammermusikalische Programm-Musik, wie sie z. B. in J. S. Bachs "Capriccio über die Abreise seines vielgeliebten Herrn Bruders" oder auch in Ludwig van Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen" zu finden ist; Programm-Musik also, die sich kammermusikalischer Mittel bedient.

Jedes Instrument verkörpert eine Person: Die Behäbigkeit des Spießbürgertums und das Polternde des Gastwirtes werden durch die Bratsche charakterisiert; die zarte Weiblichkeit mit ihrem Schmachten, aber auch in ihrer Enttäuschung, falls sie ihre Ehe auf Lüge gebaut sieht, findet durch den Klang der Oboe ihren Ausdruck, während die Violine das Wesen des Handwerksburschen in seiner unbekümmert-glückhaften, aber ebenso trostlosen Stimmung widerspiegelt; der leicht bukolisch gefärbte Ton der Bassklarinette versucht, uns das Wesen des schlichten Schäfers nahezubringen.

Arnold Röhrling hat mit dieser Traumbuche ein Werk geschaffen, das in seiner leichten Verständlichkeit geeignet erscheint, ein Publikum für diese Kunstform zu gewinnen, das der Kammermusik ansonsten fernsteht.

Unser Verein hat Prof. Arnold Röhrling im Jahr 2004 eine Ausstellung gewidmet.