Lili Strauss
(1850 - 1919)

Lili Strauss in Bad Tatzmannsdorf

Lili Strauss
Lili Strauss, 1908

Lili Strauss, die zweite Gattin des Walzerkönigs Johann Strauss Sohn, kam im Mai 1909 nach Bad Tatzmannsdorf.

Von den Eheleuten Fuchs, den ehemaligen Pächtern des Kurrestaurants, kaufte sie die "Edelweißvilla" in der Schützengasse, wo sie ein Fotoatelier mit dem Namen "Atelier Lili, Tarcsa Fürdö" betrieb. (Tarcsa Fürdö ist der ungarische Name für Bad Tatzmannsdorf.) Ihre geschäftlichen Misserfolge zwangen sie bald zum Verkauf des Hauses.

In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 erwirkte Lili Strauss das Pflegerecht für ihre Nachbarskinder Hermine und Maria Meditsch.

Lili Strauss wohnte in verschiedenen Häusern in Bad Tatzmannsdorf. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in Untermiete in einem weiteren Haus in der Schützengasse.

Lili Strauss starb am 6. Mai 1919 in Bad Tatzmannsdorf und ist hier am Ortsfriedhof begraben.




Inserat in der Oberwarter Sonntags-Zeitung vom 30. Mai 1909
Inserat in der Oberwarter Sonntags-Zeitung vom 30. Mai 1909

Lili Strauss kündigt die Eröffnung ihres Photoateliers an.





















Grab von Lili Strauss
Grab von Lili Strauss am Ortsfriedhof von Bad Tatzmannsdorf























Biographie

Angelika Lidvina Dittrich wurde am 30. März 1850 in Breslau geboren. Sie wurde bekannt als "Lili Strauss", zweite Gattin des "Walzerkönigs" Johann Strauss Sohn.

Nach 16-jähriger Ehe erlag die erste Frau von Johann Strauss, Henriette Treffz, einem Schlaganfall. Bereits sieben Wochen später, am 28. Mai 1878, ehelichte er die Schauspielerin Angelika "Lili" Dittrich in Wien (St. Karl). Lili war damals achtundzwanzig Jahre alt.

Diese Ehe zerbrach ebenfalls nach kurzer Zeit (1882), da Lili ein Verhältnis mit einem anderen Mann einging. Strauss reichte die Scheidung ein, aber nach dem damals im Kaiserreich geltenden katholischen Eherecht konnte nur die "Trennung von Tisch und Bett" ausgesprochen werden, die eine neuerliche Verheiratung nicht erlaubte.


Lili  und Johann Strauss
Lili und Johann Strauss

Als Johann Strauss die Witwe Adele Deutsch kennenlernte, konnte er sie deshalb zunächst nicht heiraten. Nach einer kurzen Zeit der "wilden Ehe" begaben sich die beiden nach Coburg, wo die Ehe mit Angelika Dittrich ("Lili" Strauss) geschieden wurde. Zuerst musste Johann Strauss jedoch zum evangelischen Glauben übertreten. Erst danach konnte er Adele, seine dritte Frau, zur Gattin nehmen.

Wie diese privaten Ereignisse auf die Musik von Johann Strauss abfärbten, zeigt folgender Auszug:

"Als Johann Strauss im Jahre 1882 das Libretto zur Operette "Eine Nacht in Venedig" komponierte, wurde er von seiner zweiten Gattin "Lili" verlassen. Die Frau, die das Textbuch für die neue Operette ausgewählt hatte, übersiedelte in das von Franz Steiner geführte Theater an der Wien. Strauss unterbrach die Arbeit und stellte seine Partitur erst fertig, als er von Lili "von Tisch und Bett" geschieden worden war und in der Witwe Adele Deutsch eine neue Partnerin für das künftige Leben gefunden hatte.
Die Uraufführung von "Eine Nacht in Venedig" wurde ins Friedrich Wilhelmstädtische Theater in Berlin verlegt und erst, als Strauss das Werk dort am 3. Oktober 1883 uraufgeführt hatte, brachte die ebenfalls von Strauss geleitete Erstaufführung der etwas abgeänderten Operette "Eine Nacht in Venedig" am 9. Oktober 1883 in Wien den verdienten Erfolg. Dem Komponisten aber war "Lilis Operette" verleidet: Er schenkte die Partitur der Ouvertüre seinem Schwager Josef Simon - echt Strauss! - als "gebundenes Closette-Papier". Das hat die aus wichtigen Melodien der Operette bestehende, sehr effektvolle Ouvertüre nicht verdient."