Chronik von Bad Tatzmannsdorf

Bad Tatzmannsdorf gehörte - wie das übrige Burgenland - bis 1921 zu Ungarn und war Teil von Deutsch-Westungarn. In den Verträgen von St. Germain und Trianon wurde das Burgenland nach Ende des ersten Weltkriegs Österreich zugesprochen. Bad Tatzmannsdorf gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland. Eine Geschichte des Burgenlandes ist z. B. bei Wikipedia zu finden.

Die folgende Zeittafel gibt einen Überblick über die wichtigsten historischen Ereignisse in unserem Ort; zusätzlich ist an anderer Stelle unserer Homepage eine kurze Geschichte des Kurortes Bad Tatzmannsdorf zu finden.

Zeittafel zur Geschichte von Bad Tatzmannsdorf

um 1350 Tatzmannsdorf, eine Grenzwächtersiedlung der Oberen Wart, befindet sich im Besitz einer Kleinadelsfamilie, die sich nach dem Ort De Tarcsa nennt.
1388 Jormannsdorf wird in einer Urkunde bezüglich der Übernahme der Herrschaft Bernstein durch die Familie Kanizsay erstmals namentlich genannt. Die Kanizsay waren bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts Herren in Bernstein und bauten unter anderem die schöne spätgotische Kirche in Mariasdorf.
1491 Nach der Verwaltung der in kaiserlichem Besitz befindlichen Herrschaft Bernstein durch verschiedene Verwalter gab sie Kaiser Friedrich III. den Freiherren von Königsberg in Pfand.
1570-72 Der Tatzmannsdorfer Grundherr Gregor Tarrody lässt den ersten Lichtenwalder Meierhof errichten.
1590er Beginn des Baues von Schloss Jormannsdorf unter Christoph Freiherr von Königsberg, das in Briefen anfangs als "Königsberghausen" bezeichnet wird. Ein Wappenstein der Familie Königsberg trägt die Jahreszahl 1626. Mit diesem Jahr kann die erste Bauphase als abgeschlossen betrachtet werden. Spätere Um- und Zubauten unter den Grafen Batthyány erfolgen vor allem im 18. Jahrhundert.
1605 Während der Bocskay-Rebellion wird das von kroatischen Siedlern gegründete Dorf Lichtenwald (kroatisch: Dobrava oder Dobra, ungarisch: Világosfalu) zerstört und später an dessen Stelle ein Meierhof errichtet.
1620 Der evangelische Prädikant Mag. Johannes Mühlberger hält während eines Kuraufenthaltes im Schloss Jormannsdorf eine Predigt, in der er den Tatzmannsdorfer Sauerbrunnen mit Christus als Quelle des Heils vergleicht. Die im Jahr darauf in Regensburg gedruckte Predigt gilt als "Geburtsurkunde" des Tatzmannsdorfer Heilbades und enthält neben der erstmaligen Erwähnung der Quellen auch die älteste Ansicht des Ortes.
1641 Erstmalige Erwähnung von Sulzriegel als Waldegg. Der Ort entsteht als Rodungssiedlung an der südlichsten Ecke der Herrschaft Bernstein und wird von Knappen des nahegelegenen Neustifter Bergwerkes besiedelt.
1644 Ehrenreich Christoph von Königsberg verkauft als letzter seines Geschlechtes die Herrschaft Bernstein an den ungarischen Grafen Adam Batthyány. Darauf wird die unter niederösterreichischer Verwaltung stehende Herrschaft wieder dem Königreich Ungarn einverleibt.
1650 Unter der Kleinadelsherrschaft der Familie Desö de Szent Viszló werden die Tatzmannsdorfer Quellen verstärkt genutzt. Mit der Errichtung des ersten Badhauses verlagert sich der Kurbetrieb von Jormannsdorf direkt ins Quellgebiet und wird hier von Badern betreut.
1659 Nach dem Tod von Graf Adam Batthyány teilen sich seine Söhne Christoph und Paul die väterlichen Güter. Auch die Herrschaft Bernstein wird geteilt. Christoph erhält Bernstein und Paul bekommt die Herrschaft Pinkafeld, von der 1690 die Herrschaft Jormannsdorf kurzzeitig (bis 1720) für Graf Franz Batthyány abgetrennt wird.
1701 Jormannsdorf wird von Graf Franz Batthyány zum herrschaftlichen Markt erhoben.
1750/52 Die Familie Desö verkauft, nachdem sie sich durch den Erwerb der einzelnen Besitzanteile von den anderen Miteigentümern stark verschuldet hat, den Ort Tatzmannsdorf an Graf Ludwig Ernst Batthyány, der den Ort an seine Herrschaft Bernstein anschließt.
1763 Durch eine abermalige Teilung der Herrschaft Pinkafeld wird Jormannsdorf wieder eine eigene Herrschaft. In Folge wird der Ort Sitz der Jormannsdorfer Linie des Hauses Batthyány.
1763 Durch die Dissertation des Mediziners Ignaz Wetsch werden die Tatzmannsdorfer Quellen erstmals wissenschaftlich untersucht. Wetsch wird später Leibarzt des Zaren in Moskau.
1770-1780er Graf Theodor Batthyány errichtet im Süden von Tatzmannsdorf eine Tuch- und Bandfabrik.
1793 Baron Franz von Tóth stirbt als Gast von Theodor Batthyány im "Hexenhaus" in Tatzmannsdorf. Der General in französischen Diensten und Wissenschafter ungarischer Abstammung hat sich als Befestiger der Forts an den Dardanellen einen Namen gemacht und verbrachte lange Zeit in der Türkei am Hofe des Sultans. Seine Eindrücke schilderte er in seinem Buch "Von den Türken und Tataren".
1796 Unter Graf Anton Batthyány errichtet der Architekt Rudolf Witsch den "Tempel der Genesung", das erste Brunnengebäude über der Hauptquelle.
1848 Infolge der Revolution kommt es zur Aufhebung der Grundherrschaften in Österreich. Aus den ehemaligen Grundherren werden Großgrundbesitzer, aus den Untertanen freie Staatsbürger.
1852 Bau der ersten Volksschule in Tatzmannsdorf
1863 Der in England lebende Graf Gustav Batthyány verkauft seine Güter in Bernstein und Tatzmannsdorf. Der Jormannsdorfer Graf Franz Batthyány will das Bad für seine Familie erhalten und erwirbt die Badeanlagen, die er in der Folgezeit großzügig ausbauen lässt. Die neuen Gebäude und die Quellen werden nach seiner Frau Karoline und den Kindern Maria, Anna, Karl, Max und Gábor benannt.
1882 Graf Karl Batthyány gründet den vereinigten Tatzmannsdorf-Jormannsdorfer Feuerwehrverein und wird sein erster Kommandant.
1889 Durch die Erschließung der Moorvorkommen bei Unterschützen ist der Kurort um ein Heilmittel reicher. Aus Tatzmannsdorf wird das "ungarische Franzensbad".
1894-96 Bau der katholischen Filialkirche von Tatzmannsdorf
1903 Eröffnung der Bahnstrecke Oberwart-Oberschützen und der Bahnstation "Tatzmannsdorf". Damit ist der Kurort an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
1908 Nach dem Tod des Präses Graf Max Batthyány trennt sich der vereinigte Tatzmannsdorf-Jormannsdorfer Feuerwehrverein nach unüberwindbaren Differenzen in die beiden Feuerwehren Tatzmannsdorf und Jormannsdorf.
1912/13 Mit dem Bau des Glockenhauses in Sulzriegel wird der alte hölzerne Glockenturm aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzt und beherbergt auch eine Gemeindestube.
1914-18 16 Tatzmannsdorfer, 11 Jormannsdorfer und 5 Sulzriegler fallen an der Kriegsfront.
1919 Nach dem Verkauf der Kuranlagen durch Graf Gábor Batthyány an eine jüdische Finanzgruppe wird eine Aktiengesellschaft zum Betrieb des Heilbades ins Leben gerufen.
1920 Aus dem nicht angemeldeten deutschen Geselligkeitsverein geht der Männergesangsverein "Deutsche Eiche" hervor. Zusammen mit den weiblichen Mitgliedern führt der Verein auch Theaterstücke auf.
1921 Während eines Dorffestes wird die Freiwillige Feuerwehr Sulzriegel gegründet.
1923 Gründung des Tatzmannsdorfer Fußballvereins
1926 Tatzmannsdorf wird der Titel "Bad" verliehen. Im selben Jahr wird das Gemeinde- und Feuerwehrhaus errichtet.
1926-38 Im Schloss Jormannsdorf wird eine Bauernschule betrieben.
1927 Gründung des Tatzmannsdorfer Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereins
1929 Errichtung des Feuerwehr- und Gemeindehauses in Sulzriegel
1938-45 Deportation der Juden und Roma; 23 Tatzmannsdorfer, 17 Jormannsdorfer und 9 Sulzriegler fallen an der Kriegsfront
1942 Errichtung der Lokalseelsorgestelle der Katholischen Kirche Bad Tatzmannsdorf
1953 Die durch die Kriegsereignisse und die Besatzung stark in Mitleidenschaft gezogenen Badeanlagen werden nach zehnjähriger Schließung wiedereröffnet.
1953 Bau der zentralen Kläranlage und des Hauptabwasserstranges, zunächst für die Kuranstalten
1955 Errichtung eines eigenen Standesamtes in Bad Tatzmannsdorf
1957 Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses in Jormannsdorf
1957-59 Herstellung der Wasserversorgung durch Anschluss an die Ringwasserleitung (Gemeinden Bad Tatzmannsdorf - Oberschützen - Willersdorf - Unterschützen - Jormannsdorf - Sulzriegel - Mariasdorf - Neustift bei Schlaining - Bergwerk);
Ausbau der Abwasserkanalisierung und Bau eines getrennten Regenwasserkanals
1958-59 Errichtung der Straßenbeleuchtung in Bad Tatzmannsdorf
1958-59 Bau der neuen Volksschule von Bad Tatzmannsdorf
1968 Einrichtung des Tochtergemeindenverbandes der Evangelischen Kirche Bad Tatzmannsdorf (umfasst Tatzmannsdorf, Sulzriegel, Jormannsdorf-Ost)
1968 Bau der katholischen und evangelischen Kirchen in Bad Tatzmannsdorf
1969 Einrichtung des Kindergartens
1971 Zusammenlegung von Bad Tatzmannsdorf, Jormannsdorf und Sulzriegel zur Großgemeinde Bad Tatzmannsdorf
1977 Bau des Freizeitzentrums
1985 Einstellung des Zugsverkehrs Oberschützen - Bad Tatzmannsdorf - Oberwart
1987 Errichtung der Kath. Pfarre von Bad Tatzmannsdorf
(umfasst Bad Tatzmannsdorf, Sulzriegel, Jormannsdorf, Oberschützen, Unterschützen, Willersdorf)
17. Aug. 1990 Gründung des KUO - Bad Tatzmannsdorfer Vereins für Kultur, Umweltschutz und Ortsverschönerung
1995 Errichtung der Golfanlage
1996 Errichtung der Evang. Pfarre Bad Tatzmannsdorf
(umfasst Bad Tatzmannsdorf, Sulzriegel, Jormannsdorf-Ost)
1996 Errichtung der Burgenlandtherme
2002 Bau des Kindergartens
2003 Eröffnung der Gesundheitsakademie im Schloss Jormannsdorf
2004 Errichtung der Lauf- und Walkingarena
2006 Neubau des Feuerwehrzentrums und des Gemeindebauhofs
2007 Neugestaltung des Hauptplatzes von Bad Tatzmannsdorf
(Joseph-Haydn-Platz)
2008 Errichtung der Fussballarena
Juni 2008 EURO2008 - Kroatische Fussball-Nationalmannschaft
zu Gast in Bad Tatzmannsdorf
2008 Abriss des "Hexenhauses"

Mag. Gert Polster

Bad Tatzmannsdorf und die Kroaten

Die ersten Kroaten kamen bereits vor mehr als 400 Jahren nach Tatzmannsdorf. Im Zuge der allgemeinen kroatischen Besiedelung des damaligen Westungarns haben sich kroatische Bauern auch im Raum von Bad Tatzmannsdorf angesiedelt.

Sie bewohnten zunächst das Dorf und den späteren Meierhof Lichtenwald (ungarisch: Világosfalu, kroatisch: Dobrava oder Dobra). Lichtenwald lag am Weg nach St. Martin/Wart, gleich nach dem heutigen Golfgelände, nur wenige Kilometer vom Ort entfernt. Während der Bocskay-Rebellion (1605) wurde das Dorf Lichtenwald zerstört und später an dessen Stelle ein Meierhof errichtet. Im Laufe der Zeit zogen die kroatischen Bewohner nach Tatzmannsdorf, wo sie sich assimilierten und in der deutschen Bevölkerung aufgingen.

Familien, wie z. B. Rudelics, Granditsch oder Francsics (Franchy), haben lange im Ort gelebt und Nachkommen hinterlassen, die heute teilweise bereits andere Namen tragen. Einer der bedeutendsten Nachkommen war Franz Karl Franchy, der große Literat und Dichter mit Bad Tatzmannsdorfer Wurzeln.

Mag. Gert Polster