Wappen der Familie Batthyány
Seit dem Erwerb der Herrschaft Güssing 1524 war die Familie Batthyány auf dem Boden des heutigen Burgenlandes ansässig. In rascher Folge konnte sie 1527 die Herrschaft Schlaining, der die vorhergehenden Besitzer aus der Familie Baumkircher die Herrschaften Rechnitz, Burg, Buchschachen und Gerersdorf angeschlossen hatten, und zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Herrschaften Neuhaus und Körmend an sich bringen.
Mit dem Kauf der Herrschaft Bernstein von den Freiherren von Königsberg 1644 durch Graf Adam I. Batthyány war beinahe das gesamte Südburgenland in ihrem Besitz.
Zur Herrschaft Bernstein gehörte seit dem Mittelalter der 1388 erstmals genannte Ort Jormannsdorf. Nach dem Tod von Adam I., der der Stammvater aller heute noch lebenden Familienmitglieder war, wurden sämtliche Güter durch seine beiden Söhne Christoph und Paul geteilt. Jormannsdorf fiel dabei mit der von Bernstein abgetrennten Herrschaft Pinkafeld der jüngeren Linie zu.
Durch den Kinderreichtum der jüngeren Linie kam es im 18. Jahrhundert zu weiteren Teilungen, in deren Folge Jormannsdorf 1763 mit den Dörfern Unterschützen, Goberling, Grodnau, Holzschlag, Neustift und Bergwerk als eigener Herrschaftsbereich abgetrennt und Graf Sigmund Batthyány aus der Schlaininger Linie zugesprochen wurde.
Während Graf Sigmund und sein Sohn Philipp die meiste Zeit in Graz residierten, ließ sich Graf Joseph Emanuel um 1790 in Jormannsdorf nieder und begründete mit seiner Frau Marianna von Ottenfels-Gschwind eine "Lokaldynastie". Sie ließen das hiesige Renaissance-Schloss und den Meierhof ausbauen und einen englischen Park samt Gärtnerei anlegen.
Graf Franz Batthyány
In Jormannsdorf wurde 1804 auch ihr Sohn Franz geboren, der sich 1835 mit der steirischen Adeligen Maria Edlen von Eisenbach vermählte. Ihre beiden Kinder Anna Franziska und Andreas starben sehr jung und wurden in der für sie eigens errichteten Gruft auf dem Ortsfriedhof beigesetzt.
In den Jahren nach der Revolution von 1848 wurde die Grundablöse seitens der ehemals untertänigen Bauern durchgeführt. Aus dem Grundherren war dadurch ein Großgrundbesitzer geworden, der danach trachtete, seine Gutswirtschaft auszubauen. In Neumarkt an der Raab ließ er 1854 ein Schloss als zweiten Wohnsitz erbauen.
1855 starb die Gräfin Maria in Jormannsdorf an den Pocken und wurde an der Seite ihrer Kinder beerdigt. Um seine Trauer zu überwinden, reiste der stark getroffene Graf darauf in die Levante und nach Algier.
Doch bereits ein Jahr später ging er eine weitere Ehe mit der Gräfin Caroline Batthyány aus der Pinkafelder Linie ein. Aus dieser Verbindung stammten drei Söhne und zwei Töchter.
Seine Geschäftstüchtigkeit bewies Graf Franz, als er 1864 die Badeanstalten des benachbarten Tatzmannsdorf von Graf Gustav Batthyány aus der älteren Linie erwarb, der die meiste Zeit in England als Gesandtschaftssekretär verbrachte und damals die meisten seiner Güter veräußerte. Graf Franz führte das abgewirtschaftete Bad zu einer neuen Hochblüte.
Nach seinem 1869 eingetretenen Tod führten seine Witwe und die Kinder die Geschäfte weiter. Der älteste Sohn Carl gründete 1882 die vereinigte Tatzmannsdorf-Jormannsdorfer Feuerwehr, deren erster Kommandant er war. Sein jüngerer Bruder Max fungierte als Präses. Die Familie erwies sich auch beim Bau der Tatzmannsdorfer Kirche 1896 als äußerst freigiebig und hilfsbereit. Von den fünf Geschwistern war lediglich die Gräfin Maria verheiratet. Doch weder sie noch die anderen Kinder des Grafen Franz hatten Nachkommen. Mit dem jüngsten Bruder Gábor starb die Jormannsdorfer Linie 1934 aus.
Graf Josef Batthyány, der Sohn des Augenarztes Fürst Ladislaus, erbte die ausgedehnten Güter in Jormannsdorf und Neumarkt an der Raab, jedoch nicht den Badebetrieb von Tatzmannsdorf, der bereits 1918 noch von Graf Gábor an eine Finanzgruppe verkauft wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg veräußerte auch Graf Josef die Gründe in Jormannsdorf und zog sich nach Neumarkt zurück.
Mag. Gert Polster
Bereits in den 1630er Jahren unterhielten die Grafen Batthyány ein Wirtshaus beim Tatzmannsdorfer Sauerbrunnen. Als 1644 die Herrschaft Bernstein vom Grafen Adam I. erworben wurde, verdichteten sich die Beziehungen zum Bad. Doch sollte es noch über ein Jahrhundert dauern, bis die Familie ihren Besitz auf den Ort und die Heilquellen ausdehnen konnten. 1750/52 kaufte der ungarische Palatin Ludwig Ernst Graf Batthyány die Kleinherrschaft Tatzmannsdorf von der Familie Desö, zu einer Zeit als hier schon reger Badebetrieb mit einem Badhaus und mehreren Wirtshäusern herrschte. Wenige Jahre später wurde das Heilwasser, das damals bereits seit 40 Jahren nach Wien exportiert wurde, erstmals wissenschaftlich durch Ignaz Wetsch untersucht.
Unter dem Grafen Theodor und seinem Sohn Anton Josef wurde das Bad in großem Stil ausgebaut. In den 70er Jahren wurde ein neues Badhaus gebaut und 1795 das erste Brunnengebäude, der sogenannte Tempel der Genesung errichtet. Die darauf einsetzende Blütezeit dauerte bis in die 1840er Jahre an, als das Bad an die Unternehmer Klauzal, Czilchert und Toperczer verpachtet war, die hier einen Pflanzenversandhandel betrieben und den Kurpark erweiterten.
Nach einer Zeit des Niedergangs unter dem Pächter Josef Márton bot Graf Gustav Batthyány das Bad 1863 zum Verkauf an. Graf Franz aus der Jormannsdorfer Linie wollte die Badeanstalten für die Familie erhalten, erwarb es und führte es zu neuer Hochblüte. Unter ihm und seinen Nachfolgern entstand eine Reihe neuer Bauten, die dem Kurort ein neues Gesicht gaben.
1889 wurde das Heilmoor als neues Kurmittel eingeführt und Tatzmannsdorf erlangte den Ruf des ungarischen Franzensbades.
Die Wirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg zwang schließlich Graf Gábor Batthyány das Bad 1918 an eine jüdische Finanzgruppe zu verkaufen, die das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandelten.
Mag. Gert Polster
Unser Verein hat der Familie Batthyány im Jahr 2001 eine Ausstellung gewidmet.