Büste von Franz Grillparzer im Kurpark von Bad Tatzmannsdorf
Franz Grillparzer weilte im Jahr 1852 zur Kur in unserem Heimatort und schrieb so manches über Bad Tatzmannsdorf in seinen Tagebüchern, z. B.:
"Ich war früh aufgestanden, hatte Wasser aus dem Sauerbrunnen getrunken, gebadet, darauf wieder einen Becher Wasser getrunken und ging in den Garten spazieren.
Da kam ich auf einmal in einen bisher nie betretenen Teil desselben. Er war so schön, die Baumpartien so reizend, dass ich mich nicht genug wundern konnte, ihn früher nie bemerkt zu haben. Nur waren leider keine Bänke da, indes mich alles einlud, mich niederzulassen.
Meine Aufgabe war, noch einen Becher Wasser zu trinken; ich kehrte daher um mit dem festen Vorsatze, den Platz gleich nach dem Trinken wieder aufzusuchen. So geschah, ich hatte mir den Weg durch eine früher oft betretene Allee von kleinen Bäumen gemerkt, die Gartenpartie aber war nicht mehr aufzufinden, denn sie hatte nie existiert."
Im Kurpark von Bad Tatzmannsdorf steht zu Ehren unseres berühmten Gastes Franz Grillparzer eine Büste (geschaffen vom einheimischen Künstler Paul Rehling). Der schattige Weg, der zur Büste und dann weiter in den Park führt, heißt noch heute "Grillparzer-Allee".
Franz Grillparzer
"Bedeutendster österreichischer Dramatiker des 19. Jhs. Kometenhafter Aufstieg zum Theaterdichter Wiens; Resignation nach dem Misserfolg von "Weh dem, der lügt".
In seinen Dramen Formelemente des österreichischen und spanisch-katholischen Barocktheaters, des Wiener Volksschauspiels und der Dramen der Weimarer Klassik. Zwischen den Epochen: "Ich komme aus andern Zeiten / Und hoffe in andre zu gehn". Seine Helden sind weniger Tatmenschen, sondern schwanken zwischen Gewissen und Handeln, zwischen Zwang zum Handeln und Unfähigkeit zum Handeln; behaupten sich im Verzicht. Dualistische Spannung zwischen starrer kosmischer Ordnung und modernem, autonomem Subjekt. Neben den ausgeführten Dramen noch etwa 200 dramatische Entwürfe."
Die Novelle "Der arme Spielmann" (verschlüsseltes Selbstporträt) gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlernovellen.
Bedeutend auch als Tagebuch-Autor: zwischen 1804 und 1871 eine Fülle von Notizen, Beobachtungen und Urteilen.
Nach 1848 Wandlung vom Liberalen zum konservativen Verteidiger des Habsburgerstaates."